Auf leisen Sohlen
Transport Magazin

Auf leisen Sohlen

Supermarktbelieferung: EDEKA testet den eActros im Alltagseinsatz.

Geräuschkulisse vermindern, lokale CO₂-Emissionen vermeiden – darum geht es beim batterieelektrischen Fahren. Der eActros beweist bei EDEKA, dass dieser Antrieb im schweren Verteilerverkehr funktioniert.

Leise, flink und lokal CO₂-neutral – das sind Eigenschaften, die man gern einem Fahrradkurier zuspricht. Doch hier geht es nicht um Briefe, sondern um einen Beitrag, die fast vier Millionen Einwohner Berlins täglich mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Und um den eActros, der den Beweis antritt: Auch die batterieelektrisch betriebene 25-Tonnen-Variante des Flaggschiffs von Mercedes‑Benz Trucks kann das.

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„Wir bei EDEKA freuen uns, dieses innovative Fahrzeug als einer der ersten Kunden zu nutzen.“

Thomas Steinlein, Prokurist und Leiter Fuhrpark- und Transportmanagement der EDEKA Minden-Hannover GmbH
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Schwerer Verteiler: Dezente Optik, stark unterwegs – der eActros bei EDEKA ist einer von zehn vollelektrischen Lkw in der Mercedes‑Benz Trucks Innovationsflotte.

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Schwerer Verteiler: Dezente Optik, stark unterwegs – der eActros bei EDEKA ist einer von zehn vollelektrischen Lkw in der Mercedes‑Benz Trucks Innovationsflotte.

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Schwerer Verteiler: Dezente Optik, stark unterwegs – der eActros bei EDEKA ist einer von zehn vollelektrischen Lkw in der Mercedes‑Benz Trucks Innovationsflotte.

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25 Rollbehälter an Bord: Wo Platz zum Rangieren oder Abstellen eines Anhängers fehlt, ist der wendige eActros mit liftbarer gelenkter Nachlaufachse in seinem Terrain.

700

Mercedes-Benz Lkw hat Steinlein für die Distribution der Waren im Fuhrpark.

„Wir bei EDEKA freuen uns, dieses innovative Fahrzeug als einer der ersten Kunden zu nutzen. Allerdings standen am Anfang natürlich viele Fragen im Raum“, sagt Thomas Steinlein, Prokurist und Leiter Fuhrpark- und Transportmanagement der EDEKA Minden-Hannover GmbH, der größten Regionalgesellschaft, die täglich über 1.500 EDEKA-Märkte mit frischer Ware versorgt.

Drängendste Frage: die nach der Reichweite. Rund 700 Mercedes‑Benz Lkw hat Steinlein für die Distribution der Waren im Fuhrpark. Hier am Standort Grünheide-Freienbrink sind es 84. Sie versorgen die knapp 500 Märkte in Berlin und Brandenburg. Die Fahrleistung: mehrere Hundert Kilometer pro Tag. „Die muss für jedes Fahrzeug sichergestellt sein“, so Steinlein. Ein weiterer Knackpunkt: die Ladedauer der Batterie. Im Zweifel entscheidet sie darüber, ob der Lkw zu einer zweiten Schicht eingesetzt werden kann. 

Außerdem spielen Wetter und Verkehr eine wichtige Rolle. Klar, dichter Großstadtverkehr mit Stop-and-go beeinflusst den Energieverbrauch. Genauso die Außentemperatur. Schließlich müssen die Lebensmittel gekühlt transportiert werden. Berücksichtigt werden will auch der energieintensive Einsatz der Ladebordwand. Alle Verbraucher inklusive Fahrerhausklimatisierung müssen sich aus dem Akku speisen lassen. Was heißt all das für die Reichweite eines batterieelektrischen Lkw?

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„Der eActros ist alltagstauglich“: Thomas Steinlein, Leiter Fuhrpark- und Transportmanagement bei der EDEKA Minden-Hannover GmbH.

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Fahrer Torsten Schumann erscheint zur Schicht. Erst einmal das Ladegerät abschalten, dann den Stecker am Fahrzeug ziehen. Das Ladegerät, eine unscheinbare Box, liefert eine Ladeleistung von 80 Kilowatt. Das ist keine Kleinigkeit, aber durch die Infrastruktur des EDEKA-Geländes gut darstellbar. 

Wie viele batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge sich hier gleichzeitig laden lassen, müsste untersucht werden. Um auf diese Herausforderung einzugehen und Kunden den optimalen Einstieg in ihre E-Mobilität zu ermöglichen, haben die eMobility-Experten von Daimler Trucks & Buses ein umfassendes Ökosystem lanciert. Dazu gehören ein umfangreiches Beratungsangebot und der Aufbau der geeigneten Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw. Das modular aufgebaute Angebot umfasst neben der persönlichen und individuellen Beratung auch digitale Anwendungen, die den Einstieg in die E-Mobilität erleichtern. 

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Begeisterung: Fahrer Torsten Schumann schätzt die zügige Beschleunigung und die Ruhe im Fahrerhaus.

80

Kilowatt Ladeleistung liefert das Ladegerät.

Schumann sitzt am Steuer. Links befindet sich der Tacho, daneben informiert ihn das Zentraldisplay über den Ladestatus der 240-Kilowattstunden-Batterien und über die Reichweite. Rechts sitzt ein Zeigerinstrument für den Energieverbrauch und die Energierückgewinnung beim Bremsen. 

Schumann fährt los. Die Beschleunigung ist ungewohnt. Mit zwei radnabennahen Elektromotoren kommt der eActros zügig und vor allem ohne Zugkraftunterbrechung durch Schaltvorgänge auf Geschwindigkeit. Dabei surrt er nur leise vor sich hin. „Das ist für Fahrer und Umwelt ein Segen“, so Schumann. 

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Die Auffahrt zur dreispurigen A10, dem Berliner Ring: Souverän kommt der eActros auf Tempo 80, Schumann fädelt sich ein. Man hört nur Abrollgeräusche, die Standheizung hat das Fahrerhaus an diesem kühlen Tag angenehm gewärmt. In Hellersdorf geht es auf die Bundesstraße 1 und direkt ins Zentrum der Hauptstadt. 

In Berlin-Mitte nach dem Abladen. 70 Prozent haben die Batterien noch für weitere 146 Kilometer. Am Morgen bei niedrigen einstelligen Temperaturen hatte die Anzeige 221 Kilometer prognostiziert. „Eine Stunde Nachladen reicht für die zweite Schicht“, sagt „Schumi“ und rollt lautlos vom Hof Richtung Zentrale.

„Eine Stunde Nachladen reicht für die zweite Schicht.“

Torsten Schumann

„Am Anfang waren wir extrem gespannt, wie weit wir kommen“, sagt der 52-Jährige. Die Dispo entwickelt die Touren nach Warenmenge und Distanz, und mit mehr Erfahrung wächst das Vertrauen, zu entfernteren Zielen aufzubrechen. „Egal wie kalt oder wie viel Stau – heute wissen wir, dass 200 Kilometer immer drin sind, bei guten Verhältnissen sogar bis zu 300. Das hätten wir nicht für möglich gehalten“, so Fuhrparkleiter Steinlein. Zu den Überraschungen gehört, dass die Reichweite bei gemäßigten Sommertemperaturen am höchsten ist. Dann haben die Akkus schnell ihre 22 Grad Betriebstemperatur erreicht. Wenn es wie heute kalt ist, entfällt zwar die Kühlung des Laderaums, aber dann ist es notwendig, die Batterien zu wärmen – was letztlich mehr Energie verbraucht. 

Steinlein: „Unser Fazit ist: Der eActros ist alltagstauglich. Reichweite und kurze Ladedauer erlauben, die Kunden in der Innenstadt von Berlin zu beliefern. Nachhaltigkeit steht bei uns ganz oben auf der Agenda. Deshalb freuen wir uns, dass wir die Erprobungsphase intensiv begleiten konnten.“

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Unter Strom: Steckverbindung des Hochleistungs-Ladegeräts, das eine Ladeleistung von 80 Kilowatt liefert.

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Energiebilanz: Das große Instrument rechts zeigt den momentanen Status: Schlägt der Zeiger nach links aus, gewinnt der eActros gerade Energie mittels Rekuperation zurück. Schlägt er nach rechts aus, verbraucht er Energie.

Fotos: Sebastian Vollmert
Video: Martin Schneider-Lau

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